Mein letzter Tag in China
Nach einem wundervollen Samstag an der chinesischen Mauer,
ging es am Sonntag in die „Verbotene Stadt“. Eine der Hauptattraktionen von
Peking. Vorher trafen wir uns zu einer Auswertung des Fachkräfteaustausches mit
der Generalsekretärin von YHA China, Miss Ying.
Bereits am Vorabend hatten wir uns bis 23 Uhr „verplaudert“
und über die Unterschiede von deutschen und chinesischen Jugendherbergen
gesprochen. Insbesondere die deutsche Tradition von Klassenfahrten war dabei
für die Chinesen von Interesse. In China gibt es nämlich so gut wie keine
Aufenthalte von Schülern in Jugendherbergen.
Miss Ying zeigte sich erleichtert darüber, dass mir der
Aufenthalt und meine Mitarbeit in „ihren“ Häusern so gut gefallen hat. Dabei
war insbesondere die Dauer des Austausches ein zentrales Thema. Für mich
vergingen die 4 Wochen viel zu schnell. Ich könnte mir aber durchaus
vorstellen, dass für andere Mitarbeiter (egal ob aus Deutschland oder China)
auch drei Wochen „lang“ sind. Ausserdem erklärte mir Miss Ying, dass
verschiedene Dinge unsererseits berücksichtigt werden müssen, wenn ihre
Mitarbeiter nach Deutschland kommen. Da sie bereits mehr als 30x bei uns war,
kennt sie die Verhältnisse bei uns und wies mich auf verschiedene „Fallstricke
unserer Gastfreundschaft“ hin. Ich bin ihr bereits heute dafür sehr dankbar.
Am Mittag holte mich Ni Hao zu unserem Spaziergang durch die
„Verbotene Stadt“ ab und es war, passender Weise für diese Sehenswürdigkeit,
Kaiserwetter. Bei strahlendem Sonnenschein und 8° C gab Hao, einmal mehr, den
perfekten und unkomplizierten Reiseführer.
Im Laufe des Tages erklärte er mir viele Dinge aus dem
chinesischen Arbeitsalltag, die uns üblicherweise verborgen bleiben bzw. von
denen wir zeitweilig nur in der Zeitung lesen und den Wahrheitsgehalt nur
schwer einschätzen können.
Das Chinesen nur 5 Tage Urlaub im Jahr nehmen dürfen oder
eine längere Erkrankung den Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet kann zählt
leider zu den Wahrheiten. Insbesondere vor diesem Hintergrund, beeindruckt mich
das Engagement und die Offenheit der vielen Menschen und Kollegen, die ich
zwischen Hangzhou, Shanghai, Suzhou und Peking, kennenlernen durfte noch viel
mehr.
Heute ist Freitag und ich sitze wieder an meinem
Schreibtisch im Stintfang. Mit meinem Gedanken bin ich aber noch in China...
denke darüber nach, ob Ryan wohl gerade ihre geliebten Blumen gießt und Gästen
den Weg durchs wunderbare Shanghai erklärt, ob Hao in Guangzhou (weit weg von
seiner Familie) glücklich wird und vielleicht nächstes Jahr noch mal nach
Deutschland kommt und und und....
Natürlich bin ich glücklich wieder zu Hause zu sein, meine
Kollegen, Freunde und Familie um mich zu haben... aber wenn ich zehn Jahre
jünger wäre und ich meinen Job hier nicht so lieben würde... könnte ich mir
vorstellen...
Am Ende dieses Blogs möchte ich mich noch mal ausdrücklich
bei meinem Arbeitgeber, dem DJH Landesverband Nordmark e. V., dem Deutschen
Jugendherbergswerk in Detmold, YHA China und bei allen Kolleginnen und Kollegen
bedanken, die diesen Austausch ermöglicht haben.
Außerdem bei Ulrich, der meine Berichte aus China in den
Blog übertragen hat, die Fotos „blind“ zugeordnet und mit der chinesischen
Internetzensur gekämpft hat. Als ob es nicht schon gereicht hätte das ich 4
Wochen lang nicht zu Hause war...
Das größte Dankeschön geht natürlich an Euch, liebe
Blogleser!
Herzlichst
Euer Daniel Brandstrup