Donnerstag, 30. Oktober 2014

Abschied und Kröten

Heute ist Donnerstag. Mein letzter Arbeitstag im Shanghai Etour Hostel ist gerade zu Ende gegangen. Seit gestern regnet es in Shanghai, dazu ist es schwül und um die 20 ° C warm.
Durch den schönen Innenhof und die vielen offenen Bereiche hier im Haus ist Regen natürlich nicht optimal. Gestern, zu Beginn meiner Schicht, zeigte mir der Hausmeister erstmal die Stellen an denen Handtücher ausgelegt werden müssen. Nicht etwa für die Gäste zur Benutzung, sondern auf den Fussboden. Damit niemand ausrutscht. Die Fliesen hier auf den Terrassen scheinen mehr für sommerliches Wetter ausgelegt zu sein.
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Im Gegensatz zu meinen deutschen Kollegen aus dem technischen Bereich, schien hier der Haustechniker über meine Anwesenheit ganz froh zu sein. Schließlich konnte ich diverse Dinge ohne Leiter erledigen - Glühbirnen wechseln, Regale einhängen und sonstige Dinge, die kleineren Menschen (also jedem 2. hier), schwer fallen.
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Ryan scheint indes mehr an meinen Fähigkeiten im Bereich der Bar/des Restaurants interessiert zu sein. Sie bat mich um Vorschläge zur Veränderung der Getränke- und Speisekarte. Diese Ideen kann sie aber nur aufschreiben, um selbige dann in die Zentrale zu schicken. Das dauert aber wohl sehr lange. Die zentrale Preisgestaltung scheint auch nur bedingt sinnvoll. So kostet z. B. ein Glas Tonicwater 18 Yuan (Euro geteilt durch 12). Ein Gin Tonic kostet aber nur 2 Yuan mehr.
Nur damit Ihr eine Orientierung habt: Ein Gin-Tonic in einem Club kostet hier 50 Yuan, an einer guten Hotelbar um die 100 Yuan.
Da stetig der Umsatz der Bar gesteigert werden soll, empfahl ich vielleicht hier einige Veränderungen vorzunehmen. Im Gegensatz zum günstigen G&T steht eine Auswahl an Importbieren die hier erhältlich sind. Diese kosten teilweise mehr als ein Hauptgericht. Man hätte also, mit beschränktem Budget, die Wahl zwischen einem New York Sirloin Steak (welches sehr lecker ist hier im Hostel) und EINER Flasche Franziskaner Weizenbier. Beides kostet jeweils ca. 40 Yuan.
Kurz vor Feierabend gingen wir zu viert auf einen Markt (in einer geschlossenen Halle) um die Ecke um Lebensmittel für heute Abend einzukaufen: Es soll als "Farewell Dinner" den berühmten Shanghai Hot Pot geben. Offenbar so eine Art brodelnde Suppe mit verschiedenstem Fleisch, Gemüse und Fisch. Und alles zusammen eben in diesem hot pot.
Ehrlich gesagt sehe ich diesem Vergnügen mit ein wenig Skepsis entgegen, schlug uns doch schon am Eingang des Marktes ein strenger Geruch (mit weniger Feingefühl würde ich ein anderes Wort benutzen) entgegen. Eine Mischung aus Fisch, altem Bratfett und allerlei anderem, über das ich jetzt gar nicht weiter nachdenken möchte. Spontan dachte ich an Patrick Süsskinds "das Parfum" und die teils dort drastisch geschilderten Gerüche.
Offenbar hatten sich Ryan und Adam verabredet mich ein wenig auf die Probe zu stellen: Wir stoppten an einem Stand mit Kisten in denen sich große lebende Kröten befanden! Ausserdem diverse Boxen mit schlangenartigen Tieren (Aale wie sich nachher herausstellte). "Das könnt ihr doch nicht ernst meinen" sagte ich zu den beiden. "Wieso? - Frisch aufgeschnitten schmecken die Kröten am Besten" entgegnete Ryan. Meine Gedanken rasten und ich wusste nicht, welche Vorstellung ich schlimmer fand: Die lebendigen Kröten anzufassen um sie in eine Tüte zu packen oder diese Viecher aufzuschneiden und zu verzehren. Binnen Sekunden spürte ich Tropfen meinen Rücken herunterlaufen und fühlte mich höchst unwohl. Ausserdem hatte ich heute morgen erst wieder einen Fast-Zusammenstoß mit einer Ratte, was mir extremes Unbehagen über den Tag bereitete. Mein Hemd klebte an meinen Unterarmen. Es stellte sich dann schnell heraus, dass es sich um einen Scherz der zwei handelte und es heute keine Kröten gibt! Immerhin könnte es welche geben... buaaahhhh....
Wir kauften also noch Fleischbällchen und verschiedenste andere Zutaten ein. Bei einigen habe ich keine Ahnung um was es sich handelt...
Anschließend fuhr ich in einen Supermarkt in der Nähe. Manchmal haben internationale Ketten auch etwas Gutes - wohlduftend, nach unserem Empfinden gut organisiert und irgendwie ein Bisschen wie zuhause. Ich kaufte für die Crew diverse Getränke, ein Fass des hier so beliebten deutschen Bieres und im schon erwähnten "Paris Baguette" eine Torte. Als Dankeschön für die gute Aufnahme!
Ich bin also sehr auf den Abend heute gespannt und werde Euch aus Peking darüber berichten. Der Zug geht morgen um 11:00 h. Die Fahrt dauert planmässig 5 Stunden.
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Ich bin traurig das ich Shanghai heute verlassen muss. Hat doch selten jemand die Chance diese einzigartige Metropole 3 Wochen lang so intensiv und in allen Facetten kennenzulernen. Besonders wenn Shanghai "auf Nachtbeleuchtung" schaltet, kann dieser Stadt kein anderer Platz auf der Welt das Wasser reichen. Definitiv. 
Also - bis später! Vielleicht kann ja schonmal jemand nachgucken ob es Maggifix für Kröteneintopf gibt.

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