Mittwoch, 22. Oktober 2014

Es bleibt ja in der Familie

Aufgrund anhaltender Übermittlungsprobleme "hängen" wir zwei Tage. Hoffentlich verzeihlich ...

Heute ist Montag! Der "Cleaning Day" jede Woche im Mingtown Hostel. Alle öffentlichen Bereiche werden von 14:00 h bis 16:00 h geschlossen. Erst wird eine Stunde lang gemeinschaftlich saubergemacht, anschließend findet das Teammeeting statt.
Heute ging es um die Dienstplaneinteilung an "Chinese New Year". Wie bei uns am Stintfang zu Silvester möchte natürlich niemand arbeiten. Die folgenden Diskussionen auf chinesisch konnte ich problemlos verfolgen, da sich jeder Typus unserer Teammeetings hier wiederfand.

Im weiteren Verlauf wurde ich plötzlich von Lau Chiang (dem Manager) aufgefordert, doch meine Vorschläge vorstellen. Ich sei ja jetzt schon eine Woche da und was mir denn aufgefallen sei, was das Leben für Gäste in der Jugendherberge einfacher, besser oder interessanter machen könnte.
Gott sei Dank kann ich mit solchen Spontansituationen gut umgehen und hatte mir tatsächlich schon ein paar Gedanken gemacht. So stellte ich also spontan eine Idee aus Hamburg vor: 
Sie sollten doch alle Mitarbeiter an einer Wand mit den jeweiligen Vornamen und einem Foto verewigen und der jeweilige Mitarbeiter soll den Gästen einen persönlichen Tip für Shanghai hinterlassen.
Wieder wurde wild auf chinesisch debattiert, plötzlich geklatscht und nächste Woche sollen Ryan und ich zu IKEA (das gibts es hier lei... auch) und entsprechende Rahmen besorgen.

Im Anschluss an das Meeting bat mich Lau Chiang mit ernster Miene zu einem 4 Augen Gespräch in sein Büro - ich wurde ziemlich nervös, da auch Ryan nicht wusste worum es ging. 
Er erklärte mir, dass er schon mehrere Anrufe der Vizepräsidentin (die ich ja übermorgen treffen werde) bekommen hat. Sie hat sich ausgiebig über mich erkundigt. Er wollte jetzt sichergehen, dass wirklich alles in Ordnung ist. Besonders, da ich ja bisher gar nicht gegessen habe. Ich war ziemlich verwirrt.
Er erzählte mir, dass seitens YHA China extra gefordert wurde, dass wir immer ein "westliches" Essen bekommen müssten. Ausserdem hätte er aufwendige Instruktionen erhalten, da man wisse, dass Deutsche immer extrem penibel seien und alles müsste komplett durchgeplant sein. Daher hätten er und seine Mitarbeiter extra diese genaue Ablaufplanung gemacht. 
Was denn nun los sei? Ich würde ja ständig ganz entspannt wirken und sogar abwaschen - das ginge so nicht.
Ich fing an zu lachen und erklärte Lau Chiang, dass es mir ähnlich ginge. Ich hätte mich in Deutschland ziemlich gut vorbereitet. Insbesondere die Sitten vor Ort, beginnend mit dem Austausch der Businesscards, bis hin zur Farbe des Geschenkpapiers und dem Muster der Krawatten hätte ich studiert. Als ich bei Shin Ren in Hangzhou landete wäre mir ein Stein vom Herzen gefallen, dass offenbar alle Kollegen in der Mingtown Hostel Group es sehr leger, aber dennoch professionell, angehen lassen. Meine Krawatten hätte ich, samt Anzug, gleich im Koffer gelassen.
Über meine Ehrlichkeit war er sichtlich erleichtert und das Gespräch entspannte sich komplett. Wir tauschten uns unseren jeweiligen Alltag aus und stellten fest, dass wir viele gemeinsame Anknüpfungspunkte haben. Lau Chiang (der alte Chiang) erinnert mich sehr an meinen alten Chef Jürgen Vogel. Herr Vogel hat, zusammen mit seiner Frau, den Stintfang von 1994 bis 2011 geleitet. 
Lächelnd nahm er meine Begeisterung für das tägliche Personalessen auf. Habe ich doch, seit ich hier bin, bis auf Kaffee und Gin-Tonic, keine Gerichte oder Getränke von der "Ausländerkarte" bestellt. Sein Problem ist jetzt wohl nur, dass auch der Vizepräsidentin zu erklären...

Das Personalessen hier ist nämlich wirklich ausgezeichnet! Es gibt jeden Tag Reis (morgens um 11:00 h und abends um 17:00 h), dazu meisst verschieden eingelegten Kohl und etwas aus einer Art Wok. Das kann Huhn, Fisch oder etwas vegetarisches sein. Vor wenigen Minuten (es ist jetzt fast 18:00 h) habe ich köstliche chinesische Auberginen mit diversen Kräutern aus dem Wok gegessen. Ausserdem kann ich mittlerweile sogar im Stehen problemlos mit Stäbchen essen - in einer Hand die Schale, in der anderen die Stäbchen. Der professionelle Chinese raucht dazu noch eine Zigarette - das habe ich bisher noch nicht geschafft.

Ich freue mich jedenfalls, dass ich hier bei allen Kolleginnen und Kollegen so gut angekommen bin und mir heute nochmal bestätigt wurde, dass ich mich wirklich gut benehme und viel leichter zu betreuen bin, als sich das Alle vorgestellt haben. Das nehme ich mal als Kompliment des Tages auf!
Morgen werden mir Ryan und Lau Chiang 6 (!) weitere Hostels in Shanghai zeigen. Abends gibt es ein Essen das besonders scharf sein soll. Da ich ja alles bisher mit Appetit gegessen habe, meinte Chiang das sei ja kein Problem und wir würden viel Bier trinken. Ich werde berichten und freue mich auf einen weiteren schönen Tag im Etour Mingtown Hostel Shanghai.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen